Samstag, 23. August 2008

Landleben Teil 1: Hühnerkauf



Ich wohne jetzt seit etwas über drei Jahren in der Stadt. Das ist ein zugegeben nicht besonders lange Zeit und dennoch gibt es viele Dinge die man in dieser Zeit bereits vergessen hat. Etwa den Hühnerkauf.

In dem kleinen Ort aus dem ich stamme ist es einfach ganz normal, dass die Menschen hier noch selbst Hühner in ihren großen Gärten halten und da Hühner auch nicht ewig leben muss man eben hin und wieder mal eine paar Neue kaufen.

So geschah es heute, nein eigentlich gestern als meine Mutter zu mir sagte: "Morgen um viertel Zwölf kommt der Hühnermann. Kannst Du mir da bitte helfen? Wir haben nur noch Eins." (Anm. d. A.: viertel Zwölf meint hier 11:15 Uhr). Also ging es heute morgen los richtung Rathaus. In solch ländlichen Gebieten läuft das nämlich folgendermaßen ab: Da steht irgendwann im Gemeindeblatt zwischen den Terminen für den Gottesdienst und der Ankündigung fürs 24. Straßenfest dann die Ankündigung, dass am Samstag in der Zeit von 11:15 Uhr bis 11:30 Uhr der Geflügelhändler auf dem Parkplatz hinterm Rathaus hält.

Und wenn man dann eben um 11:15 Uhr da hin kommt, dann erwartet einen bereits eine Szenerie, die so relativ typisch ist, aber für den Uninformierten im ersten Moment dennoch recht befremdlich wirkt.
Da stehen dann also 5 Leute, drei mit bereits weisem Haar, eine Dame etwa 60 Jahre alt und ihr Enkel. Neben den Dreien mit weisem Haar liegen bereits zwei braune Jutesäcke auf dem Boden, Herkunft unbekannt, genau wie der, den wir auch dabei hatten. Die Situation ist gelöst, ein freundliches Hallo ist schnell ausgetauscht und dann wird sich auch gleich fleißig über die alltäglichen Dinge ausgestauscht.

Fünf Minuten später ist es dann soweit. Ein kleiner Laster biegt auf den Parkplatz ein, die Ladefläche mit einem Kastenaufbau versehen und mit einer Plane abgedeckt. Auf der Seite prangt der Name des Betriebs, eine Geflügelzucht aus dem Schwarzwald (was auch immer die hier machen?!) Zwei Männer in grauem Kittel steigen aus, grüßen freundlich und öffnen den Verschlag des LKWs. Es ist still im Inneren, die Hühner sind nicht allzu aufgebracht von der Fahrt. Sofort wird damit begonnen dunkelrote Kunststoffkisten auszuladen in denen sich weise, braune und schwarze Hühner befinden. Wir nehmen immer weise, das hat Tradition in meiner Familie.

Die Herren in ihren grauen Kitteln beginnen emsig mit dem Verkauf. Hier fünf Braune, da sechs Schwarze, einer kauft gleich zwölf etwas kleinere Hühner. Keine Ahnung ob die noch im Wachstum sind oder zu einer speziellen Rasse gehören. Dann sind wir an der Reihe. Drei weise Hühner ordert meine Mutter und hält, wie auch die anderen Kunden vor ihr den braunen Jutesack auf. Für die Hühner ist die ganze Prozedur zwar bestimmt nicht stressfrei, aber ich schätze doch relativ stressarm. Mit geübtem Griff nimmt der Händler die Hühner an den Beinen und verfrachtet sie in den Jutesack. Die Tiere sind dabei erstaunlich ruhig, schlagen zwar mit den Flügeln aber sobald sie wieder auf dem Boden sitzen verhalten sie sich absolut still. Meine Mutter gibt mir den Sack, ich binde ihn zu sie fragt derweil den Händler wie viel er bekommt. 25,50 Euro, also 8,50 Euro pro Tier. Das Geld wechselt den Besitzer, man verabschiedet sich freundlich von den Bekannten und lädt den Jutesack inklusive Hühnern ins Auto. Drei Minuten später sind wir wieder daheim.

Daheim wird der hühnergefüllte Jutesack ausgepackt und zum Stall getragen. Stalltür auf, Jutesack rein, Jutesack auf. Die drei neuen Hühner betreten zum ersten Mal ihr neues Zuhause. Zuerst schauen sie ein wenig skeptisch drein, sofern man bei Hühnern von skeptisch sprechen kann. Dann beginnen sie aber gleich sich ein wenig umzusehen, sich mit der Umgebung vertraut zu machen und auf dem Boden zu picken. Sie werden auch gleich vom bisher noch verbliebenen Solohuhn begrüßt. Bisher läuft alles friedlich.

Kann doch auch mal ganz unterhaltsam sein so ein Landleben :)

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